Man glaubt es gar nicht, wie schwierig es manchmal ist, einen Blogpost zu verfassen. Das liegt nicht zwingend an einer Schreibblockade, sondern an einer anderen Tatsache: Es fehlen Ideen. Dann wieder gibt es Zeiten, in denen ich eigentlich alle vierzehn Tage was schreiben könnte. Aber wovon hängt so etwas ab? Lesen Sie dazu mehr in der aktuellen Apotheken-Umschau oder alternativ gleich im nächsten Absatz.
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Das Lied 22 von Lily Allen ist auch schon wieder acht Jahre alt. Es handelt laut eigener Aussage der Künstlerin von einer jungen Dame Anfang zwanzig, die nichts mit sich anzufangen weiß. Doch steckt mehr dahinter als nur das! Um die sozialkritische Aussage des Stücks in seiner Gänze zu erfassen sollten wir uns den Text mal ganz genau ansehen - und bei Gelegenheit gleich silbengetreu auf Deutsch mitsingen!
What a time to be alive. Ein winzig kleine Äußerung am Montag, vielleicht unbedacht und ohne Gedanken an die möglichen Folgen, tritt einen Stein ins Rollen. Vier Tage darauf, am Freitag, ist die Felslawine unten angekommen. Das Ergebnis ist ein historischer Durchbruch und ein wunderschöner Abschluss für den Pride Month 2017: Die Ehe für alle ist beschlossene Sache. Eigentlich hatte ich die Hoffnung daran schon fast aufgegeben. Unter einer konservativen Führung schien es unerreichbar, dass andere Lebensformen als die traditionelle Standard-Ehe vor dem Gesetz als gleichwertig angesehen werden. Doch binnen fünf Tagen hat sich das nun geändert, und es waren fünf sehr aufregende Tage, in denen ich teils halbstündlich die gängigen Seiten im Netz nach neuen Meldungen abgesucht habe und nicht locker ließ, bis ich alles dazu gelesen hatte, was es zu lesen gab. Es war auch die erste Debatte im Bundestag, die ich im Livestream verfolgt habe. Dass die Eheöffnung ein Thema ist, das mir sehr am Herzen liegt, muss ich daher nicht noch einmal besonders betonen, tue es aber trotzdem. Endlich zahlen sich die jahrzehntelangen Kämpfe all jener aus, die für eine Gleichberechtigung gefochten haben, die nicht aufgegeben haben, die keine Ruhe gegeben haben. Ich bin an diesem Junitag ein überglücklicher Mensch, dem tausend Gedanken durch den Kopf rasen und der sie erst einmal ordnen muss. Zunächst: Wozu überhaupt dieser Blogpost? Zu dieser Gesetzesänderung ist eigentlich alles gesagt, oder nicht? Nein, mein Standpunkt fehlt noch. Von 623 abgegebenen Stimmen waren 393 dafür, die Ehe zu öffnen, vier enthielten sich und 226 Nein-Stimmen wurden ausgezählt. Mit letzteren möchte ich mich eher befassen, weil ich dieses Nein zwar akzeptiere, aber nicht unkommentiert stehen lassen möchte. Da wäre zunächst die Kanzlerin selbst. Merkel stimmte gegen die Eheöffnung und sagte dazu später im Interview: Angela Merkel: »Was die Frage der Ehe anbelangt, so ist es meine Grundüberzeugung, dass der grundgesetzliche Schutz im Artikel 6 die Ehe von Mann und Frau beinhaltet.« Um dazu Stellung zu nehmen, braucht es besagten Artikel 6 GG an dieser Stelle in Vollständigkeit: Art 6 Also, es steht zumindest etwas von staatlichem Schutz für Ehe und Familie hier drinnen, soweit gebe ich Frau Merkel recht. Aber ich kann keine Klausel erkennen, in der die Ehe als ein Bund aus zwei zwingend verschiedengeschlechtlichen Menschen definiert wird. Es mag zwar sein, dass das Grundgesetz 1949 verfasst wurde - eine Zeit, in der alle anderen Lebensformen in den Köpfen der Menschen schlicht nicht existierten und sogar unter Strafe standen. Aber nirgends steht ausdrücklich, dass dem so sein muss. Auch was eine Familie ist, ist heute weiter gefasst als damals: alleinerziehende Eltern, Patchwork-Familien, kinderlose Familien (auch Haustiere sind Familienmitglieder!), Familien mit verstorbenen Kindern, alles das und sicherlich noch einiges mehr zählt heute ebenfalls unter diesen Begriff. Zudem: Wo werden Eheleute gesetzlich dazu verpflichtet, Kinder zu bekommen? Bei den meisten geschieht das ganz von alleine. Was ist aber nun, wenn ein Ehepartner unfruchtbar ist oder gar keinen Kinderwunsch hat? Dass Ehe und Familie getrennte Begriffe sind, hat auch Frau Merkel erkannt. Die Freigabe des Adoptionsrechts für homosexuelle Partnerschaften unterstützt sie, die Eheschließung aber nicht. Das ist in Ordnung, dafür mag es viele Gründe geben - zum Beispiel die Erziehung, in der das so vorgelebt wurde. Aber ein Leben lang auf diesen Werten beharren, ohne davon abzurücken? Ohne jede weitere Begründung? Das kann ich nicht verstehen, vielleicht weil ich zu liberal bin. Ich akzeptiere Merkels Entscheidung natürlich völlig - aber ich verstehe sie nicht ganz. In eine ganz ähnliche Richtung wie Merkel schlägt auch die Argumentation von Gerda Hasselfeldt, CSU: Gerda Hasselfeldt: »Die Ehe ist eine Gemeinschaft von Mann und Frau, aus der auch die Kinder geboren werden und die Zukunft unserer Gesellschaft gesichert wird. Damit ist sie die Keimzelle unserer Gesellschaft.« Das ist eine - mit Verlaub - sehr antiquierte Auffassung. Niemand widerspricht dem Argument, dass in Ehen mitunter auch Kinder geboren werden und dass das gut ist und den Fortbestand unserer Gesellschaft sichert. Niemand bestreitet das, ich auch nicht. Was ich aber bestreite, ist, das die alleinige Auffassung von Ehe und Familie zu machen. Wie bereits angemerkt, nicht jede Ehe gebiert Kinder, nicht jede Familie ist verheiratet, und trotzdem funktioniert es. Und, was noch viel viel wichtiger ist: Nichts ändert sich daran, dass einige Ehen Kinder hervorbringen und Fortbestand sichern. Daran ändert sich kein Stückchen was. Auch morgen und übermorgen und in tausend Jahren werden Kinder geboren werden. Das bleibt von einer Öffnung der Ehe doch völlig unberührt! Eine Erweiterung der Definition ist eben das - eine Erweiterung, keine Verschiebung. Aber bis das die Menschen begreifen... Und dann gibt es da noch die katholische Kirche. In Form von Erzbischof Heiner Koch. Der lässt das Folgende verlauten: Erzbischof Heiner Koch: »Eigentlich müssten wir uns doch freuen. Seit Jahren beklagen wir, dass immer weniger Menschen heiraten [...]. Unsere Erfahrung zeigt: Schimpfen, Jammern und Klagen hilft nicht, aber auch freundliche Ermutigungen haben das ›Ja‹ zur Ehe nicht wirklich attraktiver gemacht. Also müssten wir uns wirklich freuen, dass jetzt [...] die Bundesrepublik Deutschland, allen voran der Bundestag, die Ehe für sich entdeckt, und zwar für alle. Doch worum geht es? Die Verfasser des Grundgesetzes haben die Ehe in das Grundgesetz aufgenommen, weil sie die schützen wollten, die als Mütter und Väter Kindern das Leben schenken wollen. Wird jetzt vor allem der Schutz von Beziehungen und die Übernahme der Verantwortung füreinander als Begründung für die Öffnung der Ehe vorgebracht, so bedeutet dies eine wesentliche inhaltliche Umgewichtung und eine Verwässerung des klassischen Ehebegriffs. Das ist eine Menge zu schlucken. Also der Reihe nach: Richtig erkannt, in der Urfassung des Grundgesetzes diente der oben zitierte Artikel 6 dem expliziten Schutze und der Förderung des Nachwuchses für unser Land. Das ist auch heute schützenswert, völlig ohne Frage, vielleicht sogar angesichts sehr niedriger Geburtenraten mehr als noch vormals. Die Gründe für eine immer schwieriger werdene Vereinbarkeit zwischen Familie und Arbeitsleben ist meiner Meinung nach der Hauptgrund dafür, dass immer weniger Kinder in Deutschland auf die Welt kommen. Aber es ist in meinen Augen auch der Hauptgrund dafür, dass sich die Vorstellungen, wofür eine Ehe steht, in der Gesellschaft verschoben haben. Nicht mehr notwendigerweise nur das Hervorbringen von Kindern, sondern viel mehr die zwischenmenschliche Bindung: Verantwortung für einen ganz besonderen Menschen zu übernehmen, einen Ankerpunkt für sich und den anderen zu schaffen in einer Welt, die immer unbeständiger wird, und gemeinsam die guten wie auch die schlechten Zeiten zu meistern. Im Kern ist das doch keine Verwässerung des Ehebegriffs, sondern nur eine Neufokussierung. Was ehedem im Vordergrund stand, überlässt diese Rolle nun anderen Aspekten, die vormals aber trotzdem von Belang waren. Kochs weitere Aussagen finde ich widersprüchlich. Die katholische Kirche sieht die Ehe traditionell als Mann-Frau-Kindermachgemeinschaft an, wie es in konservativen Kreisen nicht unüblich ist. So weit schön und gut. Aber dann im selben Text auszusagen, dass es Aufgabe der Christen sei, auch Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung abzubauen, halte ich für geheuchelt. Dazu gibt es viel zu viele Priester und Bischöfe, die nach einer Todesstrafe für Homosexuelle schreien, dazu gibt es viel zu viele Spinner, die meinen, Homosexualität heilen zu vermögen. Die Kirche lehnt Homosexualität ab, das lässt sich nicht bestreiten. Aber in der Ablehnung, der Nichtanerkennung dieser Lebensformen, des plump gesagten Nichtwahrhabenwollens und der Verschließung der Augen vor der Realität liegt schon die Diskriminierung. Es gibt Schwule, es gibt Lesben, das ist noch nicht mal ein rein menschliches Phänomen, sondern ganz normal und so vorgesehen, Herrgottsakrament! Und im Angesicht all der Vergewaltigungen an kleinen Jungen innerhalb der katholischen Kirche wirkt diese Verweigerung der Akzeptanz wie die größte Farce. Ja, die Kirche sollte sich christlich verhalten, absolut. Also liebt gefälligst euren Nächsten wie euch selbst und verweigert ihm nicht sein innerstes, wahres Wesen. Und an den Schweizer Priester mit der Todesstrafe: Du sollst nicht töten! Es ist noch ein weiter Weg, bis queere Menschen wie ich in der Gesellschaft völlig akzeptiert werden. Dass wir nun per Gesetz gleichgestellt werden - ob man das nun gut findet oder nicht - ist ein großer und bitter nötiger Schritt in die richtige Richtung. Die ganz große Mehrheit der Gesellschaft - über drei Viertel davon - waren schon vor Jahren für eine Gleichberechtigung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Das ist die gesellschaftliche Realität, in der wir leben. Zumindest die Regierung hat nun aufgehört, diese Realität zu ignorieren. Mit der historischen Entscheidung vom 30. Juni 2017 wird ein deutliches Signal ausgesandt: Der Fortschritt kommt ganz oben an, genauso wie die Erkenntnis, was Artikel 3 des Grundgesetzes eigentlich besagt und was das bedeutet: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Schluss damit also, dass die Heteros gleicher sind als wir queere Menschen. Stiefel Quellen:
Zitate Merkel, Hasselfeldt: http://www.tagesschau.de/inland/bundestag-ehe-fuer-alle-zitate-101.html Zitat Grundgesetz: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/gg/gesamt.pdf Zitat Erzbischof Heiner Koch: http://www.rp-online.de/politik/deutschland/ehe-fuer-alle-eine-verwaesserung-des-ehebegriffs-aid-1.6918361 Zitat Erika Steinbach: http://www.epochtimes.de/politik/deutschland/erika-steinbach-abstimmung-zur-ehe-fuer-alle-gegen-grundgesetz-und-programm-der-cdu-a2155895.html Manchmal, finde ich, mache ich mir viel zu viele Gedanken über Themen, die belangloser nicht sein könnten. Aber wisst ihr was? Jetzt erst recht. Steigt ein, wir rollen direkt in eine bizarre Welt voller wahnsinnig übertriebener Sorgen und Ängste. Das wird ein Spaß!
Kennt ihr das, wenn ein Plan irgendwie nach hinten losgeht? Ein bisschen ist es ja immer lustig, wenn man nicht selbst drinnensteckt. Nun stecke ich aber selber drinnen. Eigentlich habe ich auf Facebook so viele Anti-AfD-Seiten abonniert, weil ich informiert bleiben möchte, was diese unsäglichen Dummköpfe jetzt wieder verzapfen. Der Haken an der Sache ist nun der, dass ich eben sehr genau mitbekomme, was diese unsäglichen Dummköpfe wieder verzapfen. Und das ist mitunter schon harter Tobak.
Herzlich Willkommen zu einer neuen Rubrik auf meinem Blog! Unter dem Titel Der singende Stiefel wird es ab sofort eine Vielzahl an Songtexten geben, die auf Deutsch übersetzt wurden. Doch natürlich gibt es dabei einen Kniff: Neben einer wörtlichen Übersetzung gibt es auch eine Version, deren Text man auf die Melodie und den Rhythmus des Originalsongs mitsingen kann! Hipp hipp hurra.
Los geht es mit der ersten Folge: Elastic Heart von Sia. In Büchern gibt es gute Handlungen, und es gibt schlechte Handlungen. Die schlechten sind geradlinig, vorhersehbar und enthalten nicht viele Überraschungen. Die guten hingegen stecken voller Wendungen, Verzweigungen und Abenteuer.
In der echten Welt gibt es gute Lebensläufe, und es gibt schlechte Lebensläufe. Die schlechten sind geradlinig, vorhersehbar und enthalten nicht viele Überraschungen. Die guten hingegen stecken voller Wendungen, Verzweigungen und Abenteuer. Hallo Sheila.
Ich weiß, dass du diese Zeilen niemals lesen wirst, denn du bist eigentlich ein Hund. Nicht irgendein Hund, du bist unser Hund, bist für fast ein Jahrzehnt schon ein Mitglied unserer Familie. Und nun bist du also nicht mehr am Leben. Trotzdem möchte ich dir diese Zeilen widmen, und wer weiß, vielleicht erreicht dich diese Botschaft ja trotzdem, wo auch immer du sein magst. Ich weiß auch nicht, wieso, aber ich grusel mich furchtbar gerne. Damit meine ich nicht die billigen Jump- scares, denen man zum Beispiel in so viralen Videospielen wie Five Nights At Freddy's ausgesetzt ist, und ich meine auch nicht Splatter-Horror wie in den Saw-Filmen. Ich meine damit vor allem die Angst vor dem Unbekannten, dem Unerklärlichen, was sich nachweislich tatsächlich zugetragen hat. Im nun folgenden Blogpost stelle ich einige meiner Lieblingsgeschichten vor. Also Licht aus und Manege frei für Stiefels Schauerstunde!
Seit ziemlich genau zwei einhalb Monaten nun bin ich ein echter Münchner Bürger. Da tragen sich natürlich allerlei Anekdoten zu, und vier davon habe ich nun in diesem Blogpost zusammengetragen. Sie alle stehen unter dem Motto »Was man als Landkind alles in der Stadt lernen kann« und haben sich so oder so ähnlich tatsächlich abgespielt. Bühne frei!
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Der Autor...
... kommt vom Land, lebt in der Stadt. Er besteht zu neunzig Prozent aus Germanistik, zu sieben Prozent aus München und zu drei Prozent aus PVC. Wasserabweisend, farbecht, nicht essbar. Archiv
August 2017
Häshtägs
Alle
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